Was mich bewegt.
Neulich stand ich in der Apotheke. Vor mir eine junge Frau, nervös, unsicher. Sie fragte nach der „Pille danach“. Die Apothekerin blieb professionell, erklärte sachlich, doch die Frau senkte den Blick, als wäre ihre Nachfrage etwas Verbotenes. Dabei ist es ihr gutes Recht.

Neulich stand ich in der Apotheke. Vor mir eine junge Frau, nervös, unsicher. Sie fragte nach der „Pille danach“. Die Apothekerin blieb professionell, erklärte sachlich, doch die Frau senkte den Blick, als wäre ihre Nachfrage etwas Verbotenes. Dabei ist es ihr gutes Recht.
Diese Szene ging mir nicht aus dem Kopf, als der Bundestag diese Woche wieder über den § 218 diskutierte – und die Union gemeinsam mit der AfD eine Reform blockierte. Wieder einmal ging es um die Frage, ob Frauen in Deutschland selbst über ihren Körper entscheiden dürfen. Wieder einmal haben konservative Kräfte den Fortschritt verhindert.
Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen für das Recht auf Selbstbestimmung. Die SPD war immer Teil dieses Kampfes – schon in der Weimarer Republik forderten Sozialdemokrat:innen die Streichung des § 218. Willy Brandt sprach später von einem „schwer erträglichen Restbestand sozialer Ungerechtigkeit“. Heute, 50 Jahre nach der ersten Reform, ist das Unrecht noch immer nicht beseitigt. Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland grundsätzlich strafbar.
„Schwangerschaftsabbrüche gehören ins Gesundheitsrecht, nicht ins Strafrecht“, sagte Josephine Ortleb in der Bundestagsdebatte. Sie hat Recht. Frauen, die sich für einen Abbruch entscheiden, sind keine Kriminellen – sie brauchen medizinische Versorgung, keine Paragrafen, die ihnen ein schlechtes Gewissen einreden. Frankreich hat das erkannt und das Recht auf Abbrüche gerade in die Verfassung aufgenommen. Und in Deutschland? Wird eine längst überfällige Reform blockiert.
Dabei zeigt die Realität längst, dass die Mehrheit der Gesellschaft weiter ist als die Politik. Drei von vier Deutschen sind für eine Entkriminalisierung. Doch CDU/CSU und AfD wollen, dass Frauen weiter um ihre Rechte kämpfen müssen. Und die FDP? Die hatte die Chance, Geschichte zu schreiben – und hat sich entschieden, lieber nichts zu tun.
Ich werde die Szene in der Apotheke nicht vergessen. Diese Unsicherheit, diese Angst vor Wertung. Politik kann das ändern. Wir können das ändern. Aber nur, wenn wir diesen Kampf weiterführen.