Was mich bewegt.
Friedrich Merz hat eine Nebelkerze gezündet und uns alle im Rauch zurückgelassen.
Friedrich Merz hat eine Nebelkerze gezündet und uns alle im Rauch zurückgelassen. Zweimal hat er in den vergangenen Tagen über das sogenannte „Stadtbild“ gesprochen, von „unseren Töchtern“ erzählt und Abschiebungen als Antwort präsentiert. Das war kein Versehen, sondern kalkuliert: Ein Versuch, Stimmung zu machen, und zwar auf dem Rücken von Minderheiten.
Dabei hat er verschwiegen, worum es wirklich geht: um Armut, Drogensucht, auch um Kriminalität, klar! - Aber auch um Wohnungsnot und Perspektivlosigkeit. Für all das brauchen wir Lösungen. Ich erwarte von einem Kanzler, dass er sieht, sagt und dafür arbeitet, was wirklich gebraucht wird: bezahlbarer Wohnraum, Prävention, soziale Arbeit, handlungsfähige Kommunen. Vielleicht sollte er einmal das tun, was längst überfällig ist: die Altschuldenregelung anpacken, die den Städten und Gemeinden endlich wieder Luft verschaffen würde, um anzupacken.
Übernehmen Sie also, Herr Bundeskanzler!
Bei all den hitzigen Kommentaren auf Social Media zu dieser Debatte habe ich einen gelesen, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Ein Mann schrieb über Burbach, ein Viertel, das arm ist und von Migration geprägt. Er erinnerte daran, wie leer früher die Straßen waren, wie trostlos sie wirkten. Und er schrieb, dass es heute anders ist. Dass dort wieder Leben eingezogen ist, Vielfalt, Geschäftigkeit, Normalität, Lebensfreude. Menschen mit den unterschiedlichsten Wurzeln haben etwas aufgebaut: miteinander, nicht gegeneinander.
Solche Veränderungen brauchen Zeit, Mut und Unterstützung. Unser Sozialminister Magnus Jung hat das verstanden. Mit seinem Programm zur quartiersbezogenen Armutsbekämpfung stärkt er Orte wie Burbach. Das Programm bringt Menschen, Vereine und Verwaltung an einen Tisch, damit Probleme dort gelöst werden, wo sie entstehen – mitten im Viertel. Burbach zeigt jedenfalls, was möglich ist, wenn man hinschaut, anpackt und Menschen nicht alleinlässt.
Ein Kanzler sollte genau das tun: Probleme erkennen, Lösungen anbieten und Menschen zusammenbringen, statt sie gegeneinander auszuspielen.
Nebelkerzen gehören nicht ins Kanzleramt.